Gerda Lederer wurde 1926 in Wien geboren und wuchs in einer assimilierten jüdischen Familie auf. Die engste Familie konnte noch vor den Nazis über Paris (1938) nach New York (1939) fliehen. Dieser Bruch prägte Gerda Lederer tief.

In den USA erwarb Gerda Lederer 1946 den Bachelor in Physik und Mathematik, 1948 den Master in Mathematik und 1966 das Zertifikat als Mathematiklehrerin (New York University). Sie heiratete 1948 und bekam drei Töchter. Sie arbeitete viele Jahre als Lehrerin an der Scarsdale High School in Westchester County, New York. Ferner war Gerda Lederer als Redakteurin und Übersetzerin für zahlreiche amerikanische Verlage, wie u.a. McGraw-Hill Book Company, Prentice Hall, Academic Press und D. Van Nostrand, tätig.

1973 kam Gerda Lederer im Rahmen eines Austauschprogramms als Lehrerin für Mathematik an das Heilweg-Gymnasium in Hamburg. Sie fragte sich: Wie werden die Deutschen sein, 28 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs?

Die Auseinandersetzung mit den Erfahrungen in Hamburg führten Gerda 1976 an die Columbia University in New York, wo sie den MA in Soziologie (1977) und PhD in Soziologie, Sozialpsychologie und Erziehungswissenschaft (1980/81) erwarb. Die Autoritarismusforschung bot Gerda Lederer die Möglichkeit, den erlebten Zivilisationsbruch auf akademischer Ebene zu bearbeiten. Ihre Promotion wurde 1982 mit dem Eric Erikson-Award von International Society of Political Psychology ausgezeichnet.

Neben der Forschung war Gerda Lederer als Dozentin an verschiedenen Universitäten in Europa und New York in der Präsenz- und Onlinelehre tätig. Bereits Mitte der 90er Jahre unterrichtete Gerda Lederer im virtuellen Klassenzimmer. 2001 hatte sie  die erste Paul Lazarsfeld-Gastprofessur an der Universität Wien inne.

Gerda Lederer gehört seit 1978 zu den Gründungsmitgliedern der International Society of Political Psychology (ISPP), in der sie über Jahrzehnte aktiv war, beispielsweise als Vizepräsidentin (1987 bis 2001).

Als Zeitzeugin für den Holocaust engagierte sich Gerda Lederer z.B. in den Projekten „Verlorene Nachbarschaft“ und „Letter to the Stars“, für die Shoah Foundation, das Leo Baeck Institute, das Museum of Jewish Heritage – A Living Memorial to the Holocaust in Europa und den USA.

Gerda Lederer lebt heute in New York.

Lederer, G. (1999). „Ich war froh, Opfer und nicht Angreifer zu sein“. In K. Kratz, H. Gaisbauer & H. Listauer, Verlorene Nachbarschaft: Die Wiener Synagoge in der Neudeggergasse – ein Mikrokosmos und seine Geschichte (61-66). Wien: Mandelbaum Verlag.

Lederer, G. (2012). Gravity of the situation. In D. Gregor (Hg.), Heim.at.home Displaced and returned to a new home. Jewish life in New York (94-109). Wien: Metroverlag.

Gerda Lederer im Interview mit der Zeitschrift (sic!) Forum für feministische Gangarten (Nr. 47, Dezember 2003, 14-16).

Lederer, G. (2004). Linking the Present and the Past: A Personal Story. In P. Suedfeld (ed.), Light from the Ashes. Social Science Careers of Young Holocaust Refugees and Survivors (272-290). Ann Arbor: The University of Michigan Press.

Kindervater, A., Seipel, C. & Rippl, S. (2002). Biographie von Gerda Lederer. In B. Keintzel & I. Korotin (Hg.), Wissenschaftlerinnen in und aus Österreich. Leben – Werk – Wirkung (453-457). Wien: Böhlau.

Weitere Interviews finden Sie hier:

Film von Käthe Kratz, 1999. Abschied ein Leben lang (A Life-Long Farewell)