Der Antisemitismus, der die furchtbaren Verbrechen deutscher Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten in Europa und den geplanten und durchgeführten Massenmord an unschuldigen Menschen ermöglichte, bildete den Ausgangspunkt für die bekannte Studie „The Autoritarian Personality“ von Adorno, T. W.; Frenkel-Brunswik, E., Levinson, D. J. & Sanford R. N. (1950). Ein Thema, das auch Gerda Lederers Leben tief prägte. Erfahrener Antisemitismus und die Flucht aus Österreich vor den Nazis begründen aus biographischer Perspektive ihr Forschungsinteresse.

Die Analysen Gerda Lederers zeigen zwar den Wandel bezüglich der Abnahme antisemitischer Einstellungen für westliche Gesellschaften in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, dennoch ist der latente Antisemitismus hoch problematisch, da er unbewusst überlebt und eher subtile Formen entwickelt hat. In diesem Zusammenhang steht auch der sekundäre Antisemitismus als Schuldabwehr, der bis zur Leugnung des Holocausts reicht.

Heute noch können uns die Analysen Gerda Lederers wertvolle Hinweise für die Erforschung und Bekämpfung des Antisemitismus geben. Die Publikation „Der gewöhnliche Antisemitismus“ vereint unterschiedliche Perspektiven auf die Thematik, die über eine bloße quantitative Erfassung antisemitischer Einstellungen weit hinausgeht, indem Fragen zum Umgang mit dem nationalsozialistischen Erbe, zur Identität, zu Ausprägungen und Aktivierung von Antisemitismus, zur empirischen Forschung und zur Erinnerungskultur gestellt werden.

Bezugnehmend auf aktuelle Daten von 2022 wird deutlich, dass Antisemitismus nach wie vor existiert und das Leben von Jüdinnen und Juden bedroht. Die Rolle der neuen Kommunikationstechnologien muss in die Forschungsaktivitäten einbezogen werden.

Neben der Forschung über Antisemitismus ist es für Gerda Lederer immer ein Anliegen gewesen, sich auch als Zeitzeugin für den Holocaust zu engagieren. Wir müssen überlegen, wie wir unsere Geschichte, die der Opfer sowie der Täterinnen und Täter erinnern, wenn Zeitzeuginnen und Zeitzeugen nicht mehr unter uns sind. Das von Steven Spielberg 1994 gestartete Projekt ist diesbezüglich vielversprechend.

Buchkapitel, Artikel und Vorträge

Lederer, G. (1990). Antisemitismus und Fremdenhass aus der Sicht der politischen Psychologie. In E. Herdieckerhoff, D. von Ekesparre, R. Elgeti, R. & C. Marahrens-Schürg (Hg.), Hassen und Versöhnen (79-90). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Lederer, G. (1994). Wie antisemitisch sind die Deutschen? Studien zum Antijudaismus. In C. Kulke, & G. Lederer (Hg.), Der gewöhnliche Antisemitismus (19-39). Pfaffenweiler: Centaurus Verlagsgesellschaft.

Lederer, G. (1987). Political Attitudes of Young Austrians in Comparison with their Contemporaries in West Germany and the United States and the Election of Kurt Waldheim. Paper presented at the Tenth Annual Meeting of the International Society of Political Psychology, San Francisco; USA.

Lederer, G. (1988). How Anti-Semitic are the Germans. Recent Studies in Comparative Perspective. Paper presented at the Eleventh Annual Meeting of the International Society of Political Psychology, New Jersey, USA

Lederer, G. (1998). Using Political Psychology to Teach College Students About the Holocaust. Paper presented at the Twenty-First Annual International Society of Political Psychology, Montreal, Canada.

Lederer, G. (2001). Joerg Haider as a Consequence of Austria´s Political Past and a Glimpse of Her Possible Future. Paper presented at the Twenty-Fourth Annual Meeting of the International Society of Political Psychology, Cuernavaca, Mexico.

Lederer, G. (2002). Anti-Semitism Revisited – On Germany, Europe and Beyond? (Panel with Detlev Claussen). Conference: Confusion -Questioning Anti-Semitism, Anti-Americanism and Other Modes of Conspiracy. New York University.

Lederer, G. (2005). Remembering the Holocaust. Paper presented at the Twenty-Eight Annual Meeting of the International Society of Political Psychology, Toronto, Canada.